Stark werden durch Schritte auf Gottes Weg

Gott gibt Weisungen, Gaben und Kraft. Nehmen wir sie im Glauben an, ergreifen und praktizieren wir sie? Die mittleren fünf Botschaften der Eigen-Konferenz 2016 befassen sich mit dem Wirken des Heiligen Geistes und der Disziplin, die Glaubenden aufgegeben wird. Neben dem Hauptreferenten Andreas Keller, Leiter der Stiftung Schleife in Winterthur, sprechen die Thunstetter Bäuerin Gabriela Peter und Matthias Zwygart, Pfarrer EGW in Uetendorf.

Andreas Keller lädt ein, dem Heiligen Geist zu vertrauen. Er ist der «andere Beistand», der an die Stelle von Jesus tritt. «Wenn es sicher ist mit Jesus, ist es sicher mit ihm. Wenn Jesus dein Freund ist, wird es gar kein Problem sein, mit dem Heiligen Geist auf der Erde zu wandeln. Wir sind nicht allein.» Im Da-Sein des Geistes verwirklicht sich Gottes Verlangen, seinen Menschen nahe zu sein, mitten unter ihnen zu wohnen und ihnen – besser als jeder irdische Vater – aus seiner Fülle Gutes zu geben. Christen sollen in der Gewissheit leben, dass Er da ist.

Andreas Keller erzählt von der Frau am Bodensee, in deren Obstplantage Feuerbrand festgestellt wurde. Einem inneren Impuls folgend, betete sie für die erkrankten Bäume und tupfte Öl auf sie. Wochen später fand der Kontrolleur nur gesunde Bäume.

Kann es sein, dass Glaube Routine geworden ist, der Weg mit Jesus keine Freude mehr macht, Religiosität an die Stelle der lebendigen Beziehung getreten ist? Der Pfarrersohn Keller schildert Stationen seines Lebens und spitzt zu: «In dieser Zeit kann sich niemand leisten, nur an etwas zu glauben. Sondern wir wollen leben mit dem Gott in uns und mit uns.» So werden Christen sturmtüchtig. «Wo Verzweiflung zunimmt, wird Hoffnung umso grösser werden.»

Der Reichtum des Wortes und seine Autorität

In der zweiten Predigt (zu Kolosser 3,16-17) weist Andreas Keller auf die Autorität von Gottes Wort hin, auf seinen Anspruch, das Leben zu prägen. «Es kann überallhin, wo es will – sogar in jene Ecken, die man einem Gast sonst nicht zeigt.» Wo Gottes Wort (logos im Johannesevangelium) wohnt, ist Herrlichkeit, wird die Gemeinde höchst attraktiv. Christen sollen dies unbedingt anstreben – auch wenn aus dem Umfeld Kritik oder Spott laut wird. «Lebe ich so, dass Nachbarn aufmerken und so wie ich leben möchten?»

Bei Jesus fühlten sich Menschen angezogen vom lebendigen Wort – dabei forderte er Sünder auf, «durch Gnade in eine Änderung hineinzukommen, die Leben bedeutete». Das EGW, sagt Keller soll dem Wort Gottes weiter reichlich Raum geben; das wird seine Attraktivität ausmachen. «Auch Junge werden das spüren – sie merken, ob das Wort lebendig ist oder nicht.»

Mehr als ein Lied

Der Schleife-Leiter ruft dazu auf, die Gemeinschaft zu suchen und in der Anbetung mehr zu empfangen. «Ein Lied kann mich ermahnend auferbauen – wie ein Prediger. Dafür brauchen wir Gemeinschaft.» Gott will seinen Menschen, die ihn erheben, begegnen. «Und da passiert etwas mit unserem Herzen. – Wenn das nicht so ist, fragt euch, warum ihr überhaupt noch singt.»

Es gilt, alles im Namen von Jesus Christus zu tun: alle Arbeit, bis hin zum Haushalt. «Alles was du machst, machst du in ihm, seiner Gegenwart in dir bewusst.» Auch wenn offene Äusserungen des Glaubens an der Arbeitsstelle nicht erwünscht sind. Keller schliesst mit dem Bittgebet, «dass du uns besuchst, dass in unseren Herzen das Feuer nochmals brennt».

Hügelland oder Tiefebene

Zum Weg, den Gott führt, sagen Menschen Ja oder Nein. Exemplarisch sind Abraham und sein Neffe Lot, der mit ihm zog und dann anstelle des kargen Hügellandes, in dem die Herden der beiden grasten, die wasserreiche Ebene wählte (1. Mose 13). In seiner dritten Ansprache verweist Andreas Keller auf den Einfluss der Umgebung: Während Abraham sich an Gottes Zusage hielt, zog Lot weg, um ein besseres Leben zu haben, und setzte sich und seine Familie verderblichen Einflüssen aus. «Lot wählte den Weg des geringeren Widerstands und entfernte sich Stück um Stück von der Quelle» – bis er nach Sodom kam.

Nomade und Erbe

Abraham blieb Nomade, lebte im Zelt – und verhielt sich doch so, als würde ihm das verheissene Land schon gehören. Darin ist er uns Vorbild, betont Andreas Keller: Christen leben im Glauben, dass sich Gottes Zusagen erfüllen, und leben darauf hin. Auch wenn die Zusagen erst in den folgenden Generationen wahr werden. «Wenn du mit dem Glauben stirbst, dass sich Durchbrüche ereignen werden, werden sie kommen.» Aufgrund von Gottes Verheissungen dürfen wir ein Erbe hinterlassen – und das Erbe aufnehmen, das unsere Vorfahren im Glauben ergriffen.

Neben diesem grossen Bogen zeichnet Andreas Keller einen kleinen: Es gilt, an jedem Tag das Leben zu wählen. Wenn widrige Mächte quertreiben, Sand ins Getriebe streuen und die Berufung beeinträchtigen wollen, sollen Christen an Gott festhalten, sich nicht von Umständen bestimmen lassen. «Dann kommen wir dem Bundesgott näher, der Verheissung dessen näher, der das A und O ist, der das gute angefangene Werk vollenden will.»

In Christus bleiben

Gabriela Peter gehört zu den langjährigen Besucherinnen der Eigen-Konferenz. Die Bäuerin und Lehrerin aus Thunstetten spricht über das «Bleiben in Christus» (Johannes 15,4-8). Wir üben es ein, wenn wir morgens die Bibel lesen und in seiner Gegenwart stille sind. Dies hilft Gabriela Peter in hektischen Tagen enorm. «Aus eigener Kraft schaffen wir das Bleiben in Jesus nicht. Unser Wille kann schwach werden.» Jesus ist wie der belebende Saftstrom in der Rebe. «Wir können viel leisten. Aber ohne Verbindung mit Jesus fehlt diesen Werken der entscheidende Lebenssaft.»

Was Menschen vom Herrn bekommen, ist zum Weitergeben, betont Peter. «Das Bleiben in Jesus verlangt, dass Gaben von mir zu Menschen weiterfliessen.» Andererseits entlarvt es falsche Antreiber, befreit es vom Leistungsdruck. Frucht ist, was Gott wachsen lässt – bis zum letzten Atemzug, wie Gabriela Peter bemerkt. «Entscheide dich fürs Bleiben in Jesus – in welcher Situation du auch bist, ob schattig oder sonnig.»

Gnade und Disziplin

Matthias Zwygart bezieht Gottes Gnade und die Disziplin des Glaubenden aufeinander. Als hinfällige Menschen, die das Leben verfehlen, sind wir von der Begnadigung durch den Schöpfer abhängig. Diese hat eine Bedingung: «Wir müssen sie persönlich annehmen – im Vertrauen, dass Jesus an deiner und meiner Stelle gestorben ist.»

Saul von Tarsus verfolgte Christen – bis Jesus ihm begegnete und ihn umkehren hiess. Darin erfuhr der Mann, den später alle Paulus nannten, Gottes Gnade. Die Erfahrung motivierte ihn, die Dankbarkeit beflügelte ihn und trieb ihn an, umso mehr für die Ausbreitung des Evangeliums zu tun. Zwygart spricht über die Gnade, die «aufdeckt, dass wir verlorener sind, als wir dachten». Gott schreibt seine Geschichte mit «unvollkommenen Personen, die den Gnadenmoment packten». John Newton, der einst selbst in Afrika Sklaven gekauft hatte, wurde zum Vorkämpfer für die Abschaffung des Sklavenhandels.

Gottes Gnade hat ein Ziel: Sie will, dass Menschen im guten Sinn tätig werden, sich nicht mehr um sich selbst drehen. «Gnade macht nicht klein, sie macht demütig: Mut, alles zu geben – aus Dankbarkeit.» Zwygart bezeichnet das Dankbar-Werden als lebenslangen Prozess, als Grundlage einer freimachenden Disziplin. «Gnade ist der Boden für eine herzliche Leidenschaft für Gott.»

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