Zum Sonntag der verfolgten Kirche

Der Sonntag der verfolgten Kirche ist wichtig für den Zusammenhalt, für das globale Bewusstsein der Christen.

Der Apostel Paulus schreibt zur Zeit des Kaisers Nero: „Alle die in Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, werden verfolgt werden“ (2. Timotheus 3,12).

In Westeuropa haben wir Mühe, das zu verstehen: Warum werden anständige Menschen wegen ihrer Lebensführung und ihrer Überzeugungen verfolgt? Woher kommt die Härte und Brutalität gegen Christen? Einem Beobachter, der nach dem Warum fragt, zeigen sich wenigstens vier Gründe:

1) Geld: Paulus lehrte mehrere Jahre in Ephesus und viele Menschen wurden Christen. Die Silberschmiede, die vom Kult im berühmten Tempel der Göttin Artemis reich geworden waren – heute würde man von Souvenirindustrie reden –, sahen ihr Einkommen schrumpfen – was wird aus unserem Geschäft, wenn das so weiter geht? Die Geschäftsleute provozierten einen Auflauf. Der Mob wurde für Paulus sehr gefährlich (Apostelgeschichte 19).

2) Tradition: Christen in Asien und Afrika leben anders als ihre Umgebung. Sie lassen heidnische Traditionen hinter sich und das befremdet. Sie haben ihr Herz dem Herrn Jesus gegeben; Jesu Worte sind wichtiger als das, was der Dorfchef, der Priester, der Zauberer oder das Familienoberhaupt sagt.

In vielen Ländern sind Christen deshalb unter Druck – vor allem in traditionellen Gesellschaften, die sich bis heute dem Evangelium noch verschliessen. In vielen hundert Völkern und Stämmen gibt es keine christliche Gemeinde – vielleicht einzelne Christen oder kleine Gruppen. Sie brauchen unser Gebet.

3) Machtstreben, gehärtet durch Ideologie: Herrscher mit einer Ideologie wollen umumschränkt herrschen – es darf keinen Herrn im Himmel geben, der auch noch verehrt wird, der irgendeinen Anspruch an die Menschen erhebt. Nordkorea ist das erschreckende aktuelle Beispiel, das direkt an Stalin erinnert. Aber auch in Laos und Vietnam und in der Volksrepublik China unterdrücken die Regimes Christen, die sich der totalen Kontrolle widersetzen.

4) Eine andere Religion: Christen werden nicht nur in islamisch geprägten Ländern bedrängt und verfolgt. In Sri Lanka sind es Buddhisten, in Indien Hindus, die Christen einschüchtern und misshandeln. Aber der Islam zielt darauf, dass am Ende der Weltgeschichte alle Menschen Muslime sind, und beansprucht, das Christentum abzulösen. Das ergibt in manchen Kulturen ein einen besonders scharfen Gegensatz. In Pakistan werden Christen verachtet und ausgebeutet, Christinnen entführt und zwangsverheiratet.

Es muss als epochale Tragödie bezeichnet werden, dass im Irak und in Syrien einige der ältesten christlichen Gemeinschaften vor kurzem stark dezimiert, vertrieben und beinahe vernichtet wurden. Sie haben fast 14 Jahrhunderte unter dem Islam gelebt; innert Monaten löschten Fanatiker sie aus.

Was in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist: Auch viele Millionen Muslime werden wegen ihrer religiösen Einstellung und Praxis verfolgt. Dies deutet darauf hin, dass der Islam in einer tiefen Krise steckt. Mehr Muslime denn je stellen sich Fragen über ihre Religion. Beten wir für sie!

Die Verfolgung in vielen Ländern der Welt macht uns bewusst, dass wir hier den Sonderfall haben.

Gerade darum gilt es, für verfolgte Christen zu beten – nicht nur am Sonntag der verfolgten Kirche. Hilfreiche Infos geben Zeitschriften und Webseiten, z.B. www.forum18.org über Zentralasien und angrenzende Länder oder www.aina.org über assyrische Christen.

„Denkt an die Gefangenen, weil auch ihr Gefangene seid. Denkt an die Misshandelten, weil auch ihr Verletzliche seid“ (Hebräer 13,3).

Webseite zum Sonntag der verfolgten Kirche

Bilder: Indische Christinnen. Arabische Untergrundgemeinde.
Quelle: HMK - Hilfe für Mensch und Kirche